Selbstsicherheit und Anziehung
- Marvin Leu
- 27. Okt. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Nov. 2023
"Nachdem ich zwei Kinder zur Welt gebracht und zugenommen habe, fühle ich mich nicht mehr attraktiv. Ich habe Schwierigkeiten, mich beim Sex meinem Partner zu zeigen und mag daher nur im Dunkeln intim zu werden. Meinen Partner stört das. Was empfehlen Sie mir?"Anonym

Im Verlaufe des Lebens, sei es durch Alter, Geburten, Unfälle, Krankheiten o.ä. verändert sich unser Körper. Dies kann uns phasenweise in unserer Selbstsicherheit hemmen, was normal und nachvollziehbar ist. Es ist hilfreich, wenn Sorgen in diesem Zusammenhang in der Partnerschaft ausgedrückt werden können, um mögliche Befürchtungen zu überprüfen und wieder mehr Sicherheit zu gewinnen.
Da Ihr Partner die Dunkelheit stört, gehe ich davon aus, dass er Sie beim Sex gerne betrachtet.
Neben den visuellen Reizen sind auch andere Sinnesfaktoren wichtig. Dazu gehören Geräusche, Gerüche, Geschmäcker, spüren und fühlen. Werden Sie sich also bewusst, was Ihrem Partner, nebst dem was er sieht, beim Sex mit Ihnen gefällt. Welche Geräusche fördern beispielsweise seine Lust? Was fühlt er an Ihnen besonders gern. In der Sexualberatung sprechen wir von sexuellen Anziehungscodes. Damit sind Sinnesreize und Eigenschaften wie bspw. Gesten, Worte und Handlungen gemeint, die den genitalen Erregungsreflex auslösen können. Es gibt Anziehungscodes, die für unsere Emotionen wichtig sind wie z.B. der Gesichtsausdruck oder die Körperformen. Andere Anziehungscodes beziehen sich eher auf die Genitalregion, sind also etwas «sexueller» gefärbt. Dazu kann das Betrachten der Geschlechtsorgane gehören. Mehr Körperfülle kann positiv sein, da Bewegungen im Sexualakt teilweise dadurch besser ersichtlich sind und durch tasten oder kneten besser gespürt werden können. Es kann ev. sehr erregend für Ihren Partner sein, wenn er Sie stöhnen hört, Ihr Geschlecht sieht, Ihre Schenkel berührt und Sie dabei riecht. All dies hat wenig mit einem «idealen» Körper zu tun. Zudem können sich solche Anziehungscodes erweitern. Wir Menschen haben die Fähigkeit, ein Leben lang neue Aspekte zu erotisieren. Gehen wir also hypothetisch davon aus, dass Ihr Mann durch Ihre körperliche Veränderung Stellen an Ihnen nicht mehr so erotisch findet wie zuvor, liegt es in seiner und auch Ihrer eigenen Kompetenz, andere Stellen an- oder Eigenschaften von Ihnen zu erotisieren. Dies wäre aus meiner Sicht der realistischere und gesündere Ansatz, als dass Sie Ihren Körper Idealen entsprechend verändern müssten.
Damit Sie sich beim Sex mit Ihrem Partner im Licht wieder selbstsicherer fühlen können, machen Sie sich bewusst, welche Ihre sexuellen Stärken sind und worauf Sie stolz sein können. Zur sexuellen Selbstsicherheit gehört auch, dass Sie fähig sind, Ihren eigenen sexuellen Körper zu erotisieren und ihn beim Sex zu genießen. Hier spielt die Beziehung zum eigenen Geschlechtsorgan eine wichtige Rolle. Viel eher als um Ästhetik, geht es um das Fühlen, Empfinden und Verwöhnen des eigenen Geschlechtes.
Ein Artikel von Silya Renggli, Eidg. anerkannte Psychotherapeutin aus Luzern





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