Das weibliche Genital- Mythen und Fakten
- Marvin Leu
- 24. Okt. 2023
- 3 Min. Lesezeit
"Als ich ein Kind war, sagte ich, ich will keine Frau werden. Warum, wenn es so schmerzhaft ist und so unglückselig. Aber jetzt, da ich erwachsen bin, bin ich stolz, dass ich sie bin."Waris Dirie

Waris Dirie spricht von der weiblichen Genitalbeschneidung, von der Schätzungen zufolge weltweit etwa 200 Millionen Mädchen und Frauen betroffen sind. In der westlichen Welt gibt es einen anderen Grund das Genitale unters Messer zu legen: der Wunsch nach einer perfekten Vagina – die Designer-Vagina, wobei es dabei häufig um ein chirurgisches Vulva-Makeover geht. Doch um welche Körperregion geht es da eigentlich genau?
Das Genital ist vermutlich unser intimstes Körperteil. Ab dem Moment, da wir uns durch Mutters Vagina nach draussen kämpfen und zum ersten Mal das Licht der Welt erblicken, ist es unser ständiger Begleiter. Wir Frauen erinnern uns alle an unsere erste Regelblutung (ob sie uns mit Stolz erfüllt hat oder mit Entsetzen), an die ersten dunklen Härchen im Schritt und an unser sexuelles Debüt. Der Genitalbereich ist ein Teil von uns. Es wird Zeit, dass wir ihn besser kennen lernen.
Bei den Männern sieht man das Genitale von aussen sofort. Bei uns Frauen ist die Scheide wie das Innere einer Muschel versteckt. Der sichtbare Teil des weiblichen Genitale wird als Vulva bezeichnet. Man sieht von aussen nur zwei Hautfalten, die man Labien nennt. Diese haben die Aufgabe, die empfindsamen inneren Teile zu beschützen. Wenn man diese auseinander klappt, kann man die inneren Labien und oben den Kitzler, der auch Klitoris heisst, erkennen. Wie wir heute wissen, ist das, was die meiste Menschen als Klitoris bezeichnen, nur ein winziger Bruchteil eines grossen Organs, das sich im Körperinneren bis ins Becken erstreckt und zu beiden Seiten der Vulva verläuft. Unten ist der After.
Wenn man die Labien etwas auseinander zieht, dann sieht man zwei Öffnungen. Die kleinere Öffnung ist die Harnröhre, als Ausgang für den Urin. Die untere Öffnung ist der Eingang zur Scheide, welche auch Vagina genannt wird. Diese ist ein dünner Muskelschlauch von 7-10 cm Länge, der von der Vulva hinauf zur Gebärmutter führt. Bei sexueller Erregung weitet sich die Vagina und kann sich in alle Richtungen dehnen. Sie hat etwas von einem Faltenrock. Die Muskeln, die die Vagina umgeben, bilden die sogenannte Beckenbodenmuskulatur und sind sehr kräftig.
An der vorderen Scheidenwand, Richtung Blase, befindet sich ein Punkt, der in den Sexkolumnen von Frauenzeitschriften sehr beliebt ist: der G-Punkt, welcher besonders empfindsam sein soll. Die Region wurde nach ihrem Entdecker, dem deutschen Gynäkologen Ernst Gräfenberg, benannt. Obwohl Wissenschaftler seit den 1940er Jahren nach dem G-Punkt suchen und über ihn forschen, ist er noch immer höchst umstritten. Mit einer «Komm-her-Bewegung» des Fingers soll er zu finden sein. Tatsächlich sind sich die Wissenschaftler jedoch nicht sicher, woraus er besteht, und es ist auch nicht bewiesen, dass es ihn überhaupt gibt.
Einen weiteren Mythos betrifft das Jungfernhäutchen. Dieses wird traditionell als eine Art Keuschheitssiegel dargestellt, das dem Mythos nach beim ersten Geschlechtsverkehr reissen und bluten soll, und zwar nur dann. Das Blut galt lange als Beweis für die Jungfräulichkeit, und dieser Beweis war für die Menschen so wichtig, dass das blutbefleckte Lacken nach der Hochzeitsnacht üblicherweise zum Trocknen aufgehängt wurde, damit alle Nachbarn sehen konnten, dass alles seine Richtigkeit hatte. Der Mythos des Jungfernhäutchens besagt: blutet die Frau nach dem Geschlechtsverkehr, weiss man, dass sie vorher noch keinen Sex hatte. Blutet sie nicht, hatte sie welchen. Aber dieser Mythos ist, wie so viele andere schlicht falsch.
Aufgrund antiquierter Traditionen und Fehlinformationen kostet dies auf der ganzen Welt Frauen die Ehre oder sogar das Leben. Es ist unglaublich, dass etwas so Schönes und Positives wie Sex bzw das weibliche Genitale für Frauen häufig den Untergang bedeutet. Deshalb ist es umso wichtiger, diesbezüglich Licht ins Dunkel zu bringen und mit den Mythen aufzuräumen. Damit hoffentlich eines Tages kein Mädchen mehr Angst vor dem Frausein haben muss. -Dr. med. Julia Stark -
Quellenangaben:
- https://www.desertflowerfoundation.org/de/waris-dirie.html
-Viva la Vagina! Nina Brochmann, Ellen Stokken Dahl





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