Lieben und Begehren
- Marvin Leu
- 6. Nov. 2023
- 2 Min. Lesezeit
„Wenn Sie lieben, begehren sie nicht, und wenn sie begehren, lieben sie nicht“ Sigmund Freud

Dieses Zitat von Dr. Sigmund Freud halte ich für Unsinn. Trotzdem möchte ich verstehen, wie er zu diesem Schluss gekommen ist.
Für mich ist klar: Ich kann jemand anderen begehren, ohne ihn unbedingt zu lieben.
Aber schließt das eine wirklich das andere aus, so wie in dem Zitat von Freud beschrieben?
Ich habe die Frage an verschiedene Personen in meinem Umfeld gerichtet und die Antworten zusammengefasst:
Hier sind ein paar Antworten, die ich erhalten habe:
-Vielleicht muss man die Zeit betrachten in der Freud gelebt hat. Damals wurden viele Ehen aus Vernunft und nicht unbedingt aus Liebe gegründet. In dem Fall gab es nicht selten neben dem Ehepartner Geliebte.
-Wenn man davon ausgeht, dass das Begehren sich nach seinen eigenen Wünschen richtet, könnte dies per se als eigennützig, ja sogar in manchen Fällen als egoistisch bezeichnet werden. Dies passt jedoch nicht mit dem Gedanken der fürsorglichen Liebe überein.
-In einer Verliebtheitsphase kann man den anderen begehren. Man kennt ihn jedoch noch nicht so gut und kann vielleicht auch nicht sagen, ob man den Partner liebt.
Wenn man jedoch einen Partner über eine längere Zeit kennt und liebt, mit den ganzen Macken und Fehlern, dann kann das Begehren natürlich abnehmen.
An dieser Stelle könnte eine weitere Frage in diesem Thema auch lauten:
Kann man eine lange Beziehung führen und den Partner trotzdem begehren?
„Ziel ist die Verbindung sexueller Erregung mit Lustgefühlen, mit intensiver Selbstwahrnehmung in der eigenen Geschlechtsidentität, im Erotisieren seiner selbst, der eigenen Erregung und des eigenen Geschlechts. Dann kann auch die oder der andere in vielen Aspekten seines Körpers, seiner Person erotisiert werden - letztlich ermöglicht erst dies die Entwicklung eines sexuellen Begehrens über das Verliebtsein hinaus.“
Erektionsstörungen des Mannes- Dr. med. Peter Gehrig
Definition Begehren:
Sexuelles Begehren ist die angenehme mentale Vorwegnahme der Erfüllung eines
sexuellen Bedürfnisses alleine oder mit jemand anderem, das sexuelle Erregung
einschließt.
Fazit:
Ich bin der Meinung, dass man seinen Partner erotisieren und daran Lust gewinnen kann.
Wenn ich mir dann vorstelle was ich mit der anderen Person in nächster Zeit machen werden, ist dies eine gedankliche Vorwegnahme sexueller Bedürfnisse. Und das ist wiederum sexuelles Begehren.
Und wenn man in einer langen Beziehung das Band der Sexualität nicht reißen lässt, sich entwickelt und neues lernt, lieben und gleichzeitig begehren kann. Somit bleibe ich dabei und widerspreche Sigmund Freud in seinem Zitat.
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